HIV & die Mundhöhle

Die Auswirkung einer Ansteckung mit dem Humanen Immundefizit Virus (HIV) hat nicht nur erhebliche Folgen auf den Gesamtorganismus des Menschen, sondern hinterlässt auch im Mund und an den Zähnen ihre sichtbaren Spuren.

Umso wichtiger für uns als Zahnärzte, dass wir bei unseren HIV-positiv-getesteten Patientinnen und Patienten eine sehr engmaschige Kontrolle der Mund- und Zahngesundheit durchführen, um früh mögliche Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates zu erkennen und therapieren zu können.

Nicht allein das HI-Virus trägt die Schuld an krankhaften Veränderungen an Zähnen und Zahnhalteapparat, sehr häufig sind auch die eingesetzten Therapeutika (Medikamente gegen das HI-Virus) dafür verantwortlich, dass es zu entzündlichen oder krankhaften Prozessen in der Mundhöhle kommen kann.

Im Bewusstsein, dass eine HIV-Infektion heute ebenso zu den chronischen Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes (Zuckerkrankheit) oder Bluthochdruck (Hypertonie) gehört, schauen wir nicht weg, sondern genau hin!

Wenn Sie HIV-positiv getestet sein sollten, dann bringen Sie uns doch zum Termin folgende Grundinformationen mit:

- Aktuelle Werte über Viruslast und Helferzellenzahl  

- Aktuellen Therapieplan Ihrer Medikamente (Medikamentennamen und Dosierungen)

- Aktuelle Werte über die Thrombozytenzahl

Alle Werte werden standardmässig von Ihrem/Ihrer Schwerpunktarzt/-ärztin im Rahmen der regelmässigen Kontrollen erhoben. Eine Befundkopie dort einzuholen ist üblicherweise kein Problem. Mit Ihrem Einverständnis übernehmen wir dies auch gerne für Sie !

Mögliche Auswirkungen einer HIV-Infektion für die Zähne und die Mundhöhle

Die Forschungen am HI-Virus und dessen wirksame Bekämpfung und Therapie wird seit vielen Jahren in der Wissenschaft mit Hochdruck praktiziert.

Jedes Jahr gelingt es Wissenschaflern weltweit neue Erkenntnisse und Therapeutika (=Medikamente) gegen das Virus zu erschliessen und damit für die Patientengruppe der HIV-Positiven die Lebensqualität zu verbessern.

Immer effektivere und leistungsstärkere Medikamente kommen auf den Markt. Auf der AIDS Conference 2006 in Toronto/Canada wurde die Infektion mit dem HI-Virus zur "chronischen Erkrankung" erklärt.

Wenngleich die Forschung jeden Tag ein wenig mehr an Erkenntnissen zum Thema HIV gewinnt, so bleiben doch für den betroffenen Patienten zur Zeit einige Begleiterscheinungen der Infektion in der Mundhöhle ständiger täglicher Begleiter.

Neben Schleimhautveränderungen (z.B. Kaposi-Sakrom, orales Non-Hodgkin-Lymphom, orale Haarleukoplakie), können Pilzinfektionen (z.B. Mundsoor) mit dem Pilz "Candida albicans" auftreten. Medikamente aus der Anti-Retroviralen-Therapie (=HIV-Medikamente) können Mundtrockenheit (=Xerostomie) auslösen und so die Kariesanfälligkeit der Zähne erhöhen.

Auch die Schwächung des Zahnhalteapparates (=Parodontitis), sowie die schwere akute Verlaufsform der nekrotisierenden-ulzerirenden Gingivitis (=ANUG) sind bei Patienten mit HIV-positivem Testergebnis in der Zahnmedizin beobachtet worden.

In vielen Fällen einer symptomatischen Auswirkung der HIV-Infektion auf die Zähne und die Mundhöhle können wir als Zahnärzte diese Problematik selbständig therapieren. In komplexen Fällen ist es meist nötig, in Zusammenarbeit mit ihrem/ihrer Schwerpunktarzt/-ärztin ein gemeinsames Therapiekonzept zu erstellen. Dies kann unter Umständen eine Medikamentenänderung oder -ergänzung bedeuten.

Im Falle des Verdachtes auf einen bösartigen Prozess (=maligner Tumor und dessen Vorstufen) arbeiten wir mit spezialisierten Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen zusammen, die dann gegebenenfalls operativ den/die Tumor/-e entfernen.

Für unsere HIV-positiven Patienten empfehlen wir ein engmaschiges Recall-Programm, um rechtzeitig alle HIV-assoziierten Erkrankungen der Mundhöhle und der Zähne erkennen und behandeln zu können.

In der Regel gehen unsere HIV-Patienten auch mindestens 4x pro Jahr zu ihrem/ihrer Schwerpunktarzt/-ärztin, warum also nicht auch 4x pro Jahr zum Zahnarzt ?